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Afrikanische Geschichten




Matoke und der tanzende Muzungu

Matoke ist in Uganda eines der beliebtesten Gerichte und besteht aus den grünen oder gelblichen Kochbananen (auch Mehlbananen oder Pferdebananen genannt) als Hauptzutat. Die haben mit den Bananen, die wir in Deutschland essen, geschmacklich und von der Zubereitung her nicht viel zu tun, sind aber botanisch verwandt. In Afrika sind sie in vielen Ländern ein Grundnahrungsmittel. Ich glaube, ich habe diese Bananen schon in Nürnberg in der Lebensmittelabteilung eines großen Kaufhauses zu einem unverschämten Preis gesehen.

Muzungu ist ein Wort für Europäer in der afrikanischen Hochsprache Kisuaheli. Der Muzungu tritt erst nach dem Essen auf. Suaheli oder Kisuaheli (das Wort bedeutet Küste) wird in Ostafrika vor allem in der Gegend der großen Seen (Victoriasee, Albertsee, Tanganjikasee) und in vielen Ländern Ostafrikas gesprochen. Suaheli ist eine so genannte Lingua franca, also eine Art Hoch- oder Verkehrssprache, die die Kommunikation bei der großen afrikanischen Sprachvielfalt von über 2.000 Sprachen erleichtert. Meist ist es die Zweitsprache, die nach der Muttersprache erlernt wird. Dies bedeutet zum Beispiel: Wenn ich mit einem Kongolesen Französisch spreche, so ist dies bereits die dritte Sprache, die er spricht.

Meine Freundin Leila in Kampala / Uganda hat das Matoke mit mir zusammen so gekocht:

Zutaten für 2-3 Personen:

für das Matoke:
5-8 Kochbananen, je nach Größe (englisch plantain, in Kisuaheli matoke)
Wasser
Salz
Pfeffer
eine Handvoll Erdnüsse (im Holzmörser zu Brei zerstampft)

für die Sauce:
300 g Ziegenfleisch (ersetzbar durch Rind oder Huhn)
3 Esslöffel einfaches Speiseöl
1 große Zwiebel grob zerkleinert
Pfeffer
Wasser oder Fleischbrühe
10 g Currypulver (In Uganda leben sehr viele Inder, das führt zur Multi-Kulti-Küche)
2 Chilischoten
Brühwürfel zum Abschmecken

Für das Matoke die Bananen mit dem Messer quer in zwei Teile zerschneiden und dann abschälen, das geht nicht so leicht wie bei den Obstbananen. Die geschälten Stücke in fingerdicke Scheiben schneiden und mit den Erdnüssen ins Salzwasser geben und erhitzen - die Bananen müssen nicht bedeckt sein. Aufkochen lassen, umrühren und weiterkochen. Den Pfeffer zugeben und öfters umrühren. Das dauert je nach Sorte nicht länger als 10-20 Minuten. Das Ganze sollte jetzt breiartig sein, wenn nicht, mit einer Gabel oder einem Kartoffelstampfer nachhelfen. Abschmecken, aber im Zungenhintergrund dran denken, dass eine kräftig gewürzte Sauce den Brei begleiten wird.

Das Ziegenfleisch von Fett und Sehnen befreien, in Gulaschstücke zerlegen und mit der Zwiebel kräftig im Öl anbraten, nicht sofort umrühren, das löst sich dann schon vom Topfboden. Wenn schön braun, mit Wasser oder Fleischbrühe ablöschen. Die zerkleinerten Chilischoten (nach dem Schneiden nicht mit den Fingern ins Auge!) mit den Kernen und das Currypulver hinzufügen. Aufkochen und ca. 45 min köcheln lassen. Mit Pfeffer und eventuell Instant-Brühe abschmecken.
Wird serviert wie Kartoffelbrei mit Gulasch, guten Appetit!
Getränk: Ugandischer Tee, nach englischer Kolonialart mit viel Zucker und viel Milch.

In Kampala gibt es natürlich auch ein Vergnügungsviertel, das heißt Kabalagala, auf Deutsch ist das der Kürbis. Hier bin ich am Samstagabend nach der Matoke-Mahlzeit mit meiner Freundin Leila zum Tanzen gegangen. Das geht erst gegen Mitternacht so richtig los. Also fuhren wir mit unserem Taxifahrer Ben so um 11 h ab. Er musste gleich mal tanken, brauchte Geld von mir und stieg an der Tankstelle aus, Leila und ich blieben hinten sitzen. Plötzlich stellte sich ein Auto quer vor unseres und ein sehr kräftig gebauter Ugander im Muskel-T-shirt steigt aus und packt unseren Ben nach bewährter Art am Kragen und mit der anderen Hand am Hosenbund. Aus dem heftigen Wortwechsel verstanden wir, dass Ben kürzlich das Auto dieses Herrn angefahren hatte und dann geflüchtet war. Pech, nun gerade hier auf den zu treffen: Klar wollte der jetzt Geld haben und nahm erst einmal den Autoschlüssel an sich. Viele Leute mischten sich ein, es gab ein großes Gerangel und Leila und mir wurde im Fond immer schwummriger, bis wir kurz entschlossen ausstiegen. Schnell war ein anderes Taxi gefunden und wir fuhren weiter und vergaßen die Anzahlung, die wir Ben schon gegeben hatten. Am nächsten Morgen erfuhren wir, dass Ben im Gefängnis gelandet war, bis Verwandte ihn mit der passenden Summe auslösten.

Wir fahren also weiter bis Kabalagala, die Musik wird immer lauter, wir finden ein schönes Tanzlokal, rappelvoll, sehr laut, es ist weit nach Mitternacht. Auf die Piste ist schwer zu kommen, aber wir schaffen das und ich fange an zu tanzen, wie ich das von früher her mit Rock 'n Roll und Twist gelernt habe. Leila sieht mich nur stumm an und zeigt dann mit Blicken, das ich zuviel Platz brauche und unangenehm auffalle. An dem Abend lerne ich endlich, wie man afrikanisch tanzt. Da bleiben die Füße stehen, die Bewegung kommt nur aus dem Becken, das ist hocherotisch und man braucht eben nur wenig Platz, ein riesiges Vergnügen, alle Afrikaner können das von klein auf. Wir bleiben bis zum Morgengrauen, ein herrlicher Abend.

Samstags in Kampala, da zieht es uns immer wieder dort hin, ich bin meist der einzige Weiße, man begrüßte mich mit: "Da ist er ja wieder, der tanzende Muzungu". Das ist Anerkennung mit nur leisem Spott und gefällt mir gut.


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