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Afrikanische Geschichten




Gäste im Niger

Das Land Niger liegt in der Sahelzone, die Einwohner leben bescheiden und sind zufrieden, wenn sie täglich einmal satt werden. Dazu brauchen sie nur ihre Hirse und eine schmackhafte Sauce.
Die Großfamilie wohnt im Niger und besonders in der Hauptstadt Niamey im traditionellen Stil auf einem recht großen Grundstück, das von einer Mauer umgeben ist. An zwei oder drei Seiten des einstöckigen flachen Hauses ohne Keller befindet sich eine große Veranda, auf der sich meist das Familienleben abspielt und wo dann eben auch gegessen wird. Gekocht wird traditionell etwas abseits im Hof, dies sogar, wenn es meist auch drinnen eine kleine Küche gibt.
Wer also in Niamey zum Essen eingeladen wird, kann damit rechnen, draußen zu sitzen.
Nach der sehr wortreichen und herzlichen Begrüßung hat man Gelegenheit, sich die Hände zu waschen und setzt sich dann mit der Familie meist auf den mit geflochtenen Matten bedeckten Boden um eine große Platte herum, auf der das Essen angerichtet ist.
In der Regel herrscht auch hier die ostfriesische Sitzordnung: Eine Runde Männer und dann die Frauen.
Man isst mit den Fingern - nun, den Ainassara (Weißgesichtern) wird auch schon mal ein Löffel zugesteckt, wenn die Unsicherheit bemerkt wird. Auch sehr kleine Kinder wissen allerdings schon, dass man keineswegs beim Zulangen auf der großen Platte über das gedachte Segment direkt vor sich hinausgeht. Liegt ein größeres Stück Fleisch in der Mitte, so wird die Hausfrau dieses mit den Fingern zerteilen und jedem Gast dem Rang entsprechend seinen Teil mit elegantem Schwung vorlegen. Erst nach dem Essen gibt es Wasser, Saft, sehr süße Limonade oder Tee zum Trinken.

Heute gab es:

Fonio mit Gemüsesauce

Fonio ist eine Art der Hirse aus Westafrika, die sehr kleine Körner bildet und eben durch die große Oberfläche viel Sauce aufnehmen kann und dadurch und durch den nussigen Eigengeschmack gut schmeckt. Vermutlich ist Fonio eine der ältesten Getreidearten der Welt. In Europa wird man nur schwer Fonio bekommen, im Rezept können wir es durch Hirse ersetzen.

Für 4 Personen:

Für die Hirse:

1kg Hirse aus der Packung
zwei Hände voll Okra (gibt's beim Griechen oder Türken) oder 25 g Butter

Für die Gemüsesauce:

2-3 große Zwiebeln
2 Mohrrüben
ein kleiner Kürbis
2 Lauchstangen
2 Auberginen
drei Handvoll grüne Bohnen
2 kleine Chilischoten
3 Tassen klein geschnittener Weißkohl
3 Zehen Knoblauch, zerkleinert
Pfeffer aus der Mühle
Salz
Öl zum Anschwitzen
2 kleine Dosen Tomatenmark
5 frische Tomaten, überbrüht und geschält
Eine große Prise Tamarinde, ersatzweise 7 Spritzer Worcestersauce (es geht um eine säuerliche Komponente)

Zubereitung :

Hirse laut Angaben auf der Packung zubereiten, meist ist es Instant-Hirse.
Die sehr klein geschnittenen Okra oder nach Geschmack die Butter hinzufügen; beides dient jeweils zum Andicken. Nochmals kurz zusammen erhitzen und warm stellen.
Nun die Sauce:
Öl in einer Kasserolle erhitzen (Boden knapp bedeckt), dann die Zwiebeln, und die zerkleinerten Chilischoten (mit den Kernen oder ohne, wer's milder mag) kräftig anschwitzen. Nun die grob zerschnittenen Tomaten, das mundgerecht zerkleinerte Gemüse, das Tomatenmark und die restlichen Gewürze hinzufügen. Mit zwei Tassen Wasser aufgießen und in ca. 30 min gar köcheln.
Die Sauce am Tisch über die Hirse geben, Kinder machen sich gern auf dem Teller eine Wanne aus Hirse und füllen mit der Sauce auf.
Guten Appetit!

Nachts fängt man Mäuse im Haus

Wir bewohnten ein großes Haus in Niamey wie oben beschrieben und am Nigerfluss gelegen. In dieser Gegend gibt es zwei Arten Mäuse, schwarze und weiße. Im weitläufigen Haus liefen nachts eine schwarze und eine weiße herum und wurden vom ebenfalls nachtaktiven Schokoladenmarder (der kommt später dran) gesichtet. Aus dem Urlaub hatten wir Mausefallen mitgebracht, die gibt es im Supermarkt in Deutschland nur noch im Doppelpack. Was nimmt man als Köder: Speck ist in einem muslimischen Land sehr teuer, da aus Europa importiert. Aber, die Maus muss weg: Das Stück Speck wurde in die Falle gelegt, doch die Maus war nicht damit zu verführen. Der Speck roch schon übel, da versuchten wir es mit einem Stück Käse - leider auch vergeblich. Dann fiel uns das Fläschchen Trüffelöl in die Hände: Das kostet so viel wie Parfüm, aber wirklich dringend hatten wir es noch nie gebraucht. Und - ein winziger Tropfen auf den Käse geträufelt hat dann wirklich die Maus verführt: Es war die schwarze, die am Morgen leblos in der Falle hing. Auch die weiße haben wir niemals wieder gesehen. Meiner Sekretärin Kadidiatou, einer sehr lebensklugen Frau habe ich es erzählt, ihr Kommentar: "Die schwarzen Mäuse sind schon viel langsamer als die Weißen". Dazu habe ich nix gesagt.


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